Atlantikwall mit 550 „Texeler“ Bunkern
Um Texel vor der Invasion der Alliierten zu schützen, ließ Hitler nicht weniger als 550 Bunker bauen. Sie waren Teil des Atlantikwalls, einer über 5 000 km langen Verteidigungslinie, die sich vom Nordwesten Spaniens entlang der Küsten Westeuropas bis zum nördlichsten Punkt Norwegens zog.
Hitlers Bunker
Hitlers Bunker waren nicht die ersten Verteidigungsanlagen auf der Insel. Bereits 1574 war im Auftrag Wilhelm von Oraniens das Fort De Schans bei Oudeschild entstanden, das Napoleon Jahrhunderte später um einiges erweiterte. 1938 und 1939 errichtete die niederländische Armee die Batterie Den Hoorn: einen Gefechtsstand auf der Loodsmansduin mitsamt drei Geschützkasematten im unweit gelegenen Dünental Bollekamer. Unmittelbar nach der Kapitulation der Niederlande beschlagnahmte die deutsche Marine diese Gebäude. Das Geschütz wurde in die Dünen bei De Cocksdorp verlegt, wo später die Nordbatterie gebaut werden sollte.
Neuer Westwall
Ab 1941 nahmen die Deutschen ihre Aufgabe zunehmend ernster. So wurde der Zoll in De Koog, De Cocksdorp und Oudeschild bewaffnet und wurde in De Mok – auf der Südseite der Insel – eine Flakbatterie errichtet. Auch auf dem Flugplatz stellten die Deutschen Flugabwehrartillerie auf. Zur besseren Überwachung des Luftraums machten sie ein Loch in das Dach des Gefechtsstandes von Loodsmansduin und stellten auch auf dem Badhotel in De Koog und am Leuchtturm bei De Cocksdorp entsprechende Posten auf.
Als sich die Bunker als zu klein erwiesen, gab das deutsche Armeekommando den Entwurf und Bau mehrerer neuer Bunker in Auftrag – diesmal aus Beton statt aus Backstein oder Holz. Von Mai bis August 1942 wurde am „Neuen Westwall“ gearbeitet, und im Winter 1943 begann man mit dem Atlantikwall.
SEPTEMBER 1943
Im Laufe des Krieges kamen immer mehr Soldaten auf die Insel, darunter auch Kriegsgefangene im Dienst der Wehrmacht, wie z. B. britische Inder, Kaukasier und Georgier. Auf dem „Höhepunkt“ der Besatzungszeit, im September 1943, belief sich ihre Zahl auf beinah 2 800. Um sie unterzubringen, wurden u. a. im Dünental Bollekamer und im Kiefernwald De Dennen zahlreiche Unterkünfte gebaut.
Die Befreiung
Gleich nach der Befreiung nahmen Einheimische die deutschen Bauwerke in Besitz. Dabei trugen sie alles davon, was sie gebrauchen konnten. Einige Bunker wurden zu Pferde- und Hühnerställen umfunktioniert. Im sogenannten Bunkerdorf bei Den Hoorn lebten noch jahrelang Texelaner, die aufgrund des Wohnungsmangels keine Bleibe hatten. Später wurden die Bunker an Feriengäste vermietet.
In den 1950er Jahren wurden zahlreiche Bunker gesprengt und weggeschafft. Nicht viele sind übrig geblieben. 2011 ergriff der Waddenfonds die Initiative, um die Geschichte des Atlantikwalls auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Als der für Texel geeignetste Partner wurde das Luftfahrt- und Kriegsmuseum Texel eingeschaltet. Und so räumten ehrenamtliche Helfer im Winter 2017/2018 einen großen Teil des Museums aus und richteten ihn neu ein. Seitdem zählen zahlreiche Bunkermodelle und eine beeindruckende Ausstellung über den Russenkrieg zu den Hauptattraktionen. Auf Touchscreens können mühelos Informationen über die Bunker abgefragt werden.
Ab September 2020 erwartet den Besucher im beim Flugplatz gelegenen Bunker De Vlijt eine „Audio Experience“, also ein Hörerlebnis. Auch dabei geht es um den Russenkrieg. Diese letzte Schlacht des Zweiten Weltkriegs in Europa wurde auf Texel ausgetragen und war selbst noch Wochen nach der offiziellen Befreiung in vollem Gange.